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Die Geburt des eigenen Kindes ist ein sehr emotionales und bewegendes Ereignis. Für werdende Eltern ist die Wahl der Geburtsklinik mit kompetenter Betreuung und wohlwollender Atmosphäre von besonderer Bedeutung. Aus unserer langjährigen Erfahrung wissen wir, dass für Wöchnerinnen das zwischenmenschliche Miteinander beim Klinikaufenthalt die größte Rolle spielt. Daher ist uns ein herzliches Verhältnis zwischen Ihnen und unseren Hebammen, den Pflegefachkräften und den Ärzten ein wichtiges Anliegen. Wir betreuen Sie intensiv vor, während und nach der Geburt Ihres Kindes, so dass Sie sich jederzeit geborgen und unterstützt fühlen können. Wir nehmen uns gerne Zeit für Sie, das ist unser Grundsatz.

Selbstbestimmt, sicher, individuell gebären

In der Sendung „Natürlich gesund“  geht Paul Keim, Leitender Oberarzt für Geburtshilfe am Immanuel Klinikum Bernau darauf ein, was Selbstbestimmtheit bei einer Geburt bedeutet, wie ein Geburtsplan erstellt wird und welche Rolle die Hebamme spielt.

Julia Nogli: Sie sind bei Natürlich gesund hier auf Radio Paradiso. Mein Name ist Julia Nogli und das Thema heißt heute „Selbstbestimmt sicher individuell gebären“. Experte hier bei mir im Studio ist Paul Keim, Leitender Oberarzt für Geburtshilfe am Immanuel Klinikum Bernau.

Ich grüße Sie. Schönen guten Abend.

Paul Keim: Schönen guten Abend, Frau Nogli. Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben. Ich freue mich auf einen interessanten Austausch.

Julia Nogli: Wir hoffen ja. Ich habe eben gesagt Leitender Oberarzt für Geburtshilfe. Das sind Sie seit gar nicht so langer Zeit, oder?

Paul Keim: Nein, ich bin erst seit 1. Oktober Leitender Oberarzt der Geburtshilfe am Immanuel Klinikum in Bernau. Das ist so entstanden, dass ich seit 2021 Bereitschaftsdienste dort gemacht habe und es sich so ein bisschen herauskristallisiert hat, dass die Geburtshilfe eine Leitung benötigt, dass die Geburtshilfe in sicheren Händen sein soll.

Das war sie schon vorher, aber jetzt bin ich die Leitung der Geburtshilfe. Warum ist es so? Weil in der Geburtshilfe es einen festen Ansprechpartner geben muss für geburtshilfliche Belange.

Wir haben sieben Assistenzärztinnen in der Geburtshilfe und auch die Assistenzärztinnen benötigen einen Ansprechpartner und dass sie in alle geburtshilflichen Techniken eingewiesen werden. Das bedeutet nicht nur die Begleitung einer normalen Geburt, sondern eben halt auch das Erlernen der Techniken wie ein Kaiserschnitt oder auch eine Sauglockenentbindung und auch die Versorgung höhergradiger Geburtsverletzungen. Das sind Lerneinheiten, die unsere Assistenzärztinnen lernen müssen und die auch ihnen kompetent und auch gut beigebracht werden müssen.

Julia Nogli: Okay, das ist alles so eher dieses, na ja, nicht technische, sondern das, was dahinter steht. Wir wollen aber viel auch sprechen über die Atmosphäre, über das, was ihnen wichtig ist, was das Leitbild auch ist. Wir haben das ja so ein bisschen eingeteilt.

Selbstbestimmt, sicher, individuell gebären. Was bedeutet es denn, selbstbestimmt zu bleiben, wenn eine Geburt ansteht? Warum ist Ihnen das so wichtig?

Wo sind denn da Entscheidungen, die getroffen werden zum Beispiel?

Paul Keim: Selbstbestimmt bedeutet, dass mit den Hebammen zusammen ein Geburtsplan erarbeitet wird. Manchmal ist es auch so, dass die Gebärenden selber schon mit einem vorgefertigten Geburtsplan kommen. Wir erarbeiten den Geburtsplan und selbstbestimmt bedeutet, dass die Gebärende sich aussuchen darf, wie sie entbinden möchte, in welcher Geburtsposition sie entbinden möchte, dass sie eben halt auch Maßnahmen, die wir vorschlagen, ablehnen dürfen.

Ich habe da ein sehr gutes Beispiel. Wir haben am letzten Wochenende eine Patientin entbunden, die hat vehement abgelehnt, dass ihr ein Venenverweilkanüle gelegt wird. Das ist so eine kleine Kanüle, die man in die Vene reinlegt, wo man dann eben halt Medikamente geben kann, falls es kritisch wird.

Und dieser Selbstbestimmtheit ist dann auch gefolgt worden. Diese Patientin hat keinen Venenverweilkanüle bekommen, hat ganz normal, spontan entbunden, ohne irgendwelche Probleme und ist zufrieden nach Hause gegangen. Das ist nur ein kleines Beispiel für die Selbstbestimmtheit.

Julia Nogli: Und das ist manchmal auch nicht so. Das hört man manchmal, dass Frauen, sie sind ja vielleicht das erste Mal selbst in der Situation und beugen sich da dann sozusagen den Entscheidungen, die getroffen werden. Und hier wollen sie ganz bewusst das selbstbestimmt lassen.

Aber es gibt ja natürlich Fälle, wo das dann nicht geht. Dann müssen sie, also wo eine schwierige Lage ist oder so weiter, wo dann Entscheidungen getroffen werden. Das wird dann aber zusammen und wahrscheinlich auch mit der Hebamme und der Patientin zusammen.

Paul Keim: Es ist so, dass es immer mal Situationen gibt, wo es eben halt auch in der Geburtshilfe dringlich ist, eilig ist, wo man schnell eingreifen muss, damit man eben halt auch ein gesundes Kind zur Welt holt. Aber auch in diesen Situationen bleiben diese drei Sekunden noch Zeit, um die Patientin hinreichend zu informieren. Zum Beispiel, wenn man eine schnelle Sauglockenentbindung machen muss, dann kann man immer noch sagen der Patientin, wir werden Ihnen jetzt helfen.

Das Kind hat offensichtlich jetzt Probleme. Die Herztöne sind nicht mehr in Ordnung. Ich zeige immer der Patientin auch noch mal, wie so ein Instrument aussieht, was ich damit mache und wie jetzt die Sauglockenentbindung durchgeführt wird.

Also auch in schwierigen Situationen, auch in eiligen Situationen ist Zeit zur Information und zur Erklärung. Das ist das Wichtigste.

Julia Nogli: Das zweite Schlagwort, Sie haben es ja eben auch schon ein bisschen angedeutet, ist sicher. Eigentlich ist das ja ein ganz natürlicher Vorgang. Sie mit Ihrer langen Berufspraxis wissen das.

Eine Geburt ist ein ganz normaler, natürlicher Vorgang und geht ja zum großen Teil auch alles gut. Und das können Sie schon auch vermitteln. Da muss auch jetzt niemand Angst haben, weil wenn was ist ja doch in den meisten Fällen geholfen werden kann, oder?

Paul Keim: Genau so ist es. Es kann in den allermeisten Fällen geholfen werden. Das ist so, dass der diensthabende Oberarzt am besten sich gar nicht im Kreißsaal aufhält.

Eine Geburt verläuft in der Regel völlig natürlich mithilfe der Hebamme. Die Hebamme entbindet die Frau. Der Arzt kommt zur Entbindung dazu, steht auch nur daneben und macht eigentlich gar nichts.

Aber was bedeutet sicher? Sicher bedeutet, dass wir im Haus den diensthabenden Facharzt, den diensthabenden Oberarzt im Haus haben. Das heißt, wenn wirklich mal, ich sage mal, es klemmt, dann ist der diensthabende Facharzt innerhalb von zwei Minuten im Kreißsaal.

Also, der wird nicht von zu Hause gerufen. Der muss nicht erst ins Auto steigen, den Motor starten, den Diesel starten und dann zum Krankenhaus fahren. Sondern wir haben hier nicht nur diensthabende Fachärzte in der Gynäkologie, sondern wir haben sogar auch drei diensthabende Fachärzte in der Anästhesie.

Auch Narkoseärzte sind zwingend erforderlich in der Geburtshilfe. Ohne die geht es nicht. Und davon haben wir drei Fachärzte, 24 Stunden, 365 Tage immer vor Ort.

Und das gibt Sicherheit.

Julia Nogli: Und die Hebamme, da wollte ich nochmal draufkommen, die hat eine enorm wichtige Rolle. Wie arbeiten denn die Hebammen da in der Klinik? Sind die da angestellt oder kommen die so dazu oder ist das ein Team?

Und wie kann man überhaupt gewährleisten, Geburt dauert ja manchmal sehr lange, dass da immer die gleiche da ist?

Paul Keim: Das ist mit ein Grund, warum ich mich für das Immanuel Klinikum Bernau entschieden habe, weil die Hebammen nicht nur eine Aufgabe haben, nein, sie haben die wichtigste Aufgabe in diesem Bereich. Sie sind sozusagen der Dreh- und Angelpunkt einer Geburt. Unsere Hebammen arbeiten als selbstständige Hebammen in einem meistens 24-Stunden-Dienst.

Das bedeutet, dass wenn eine Gebärende zur Geburt kommt, dann ist es hochwahrscheinlich, dass die Hebamme, die sie an den Tag aufnimmt, auch entbindet, sodass eben weniger Hebammenwechsel sind, wie es in anderen größeren Kliniken ist. Und nicht größeren Abteilungen ist, wo eben halt bei einer Frau, die ihr Kind bekommt, bei einer Gebärenden manchmal vier Hebammen wechseln. Während der Schicht ist es so, dass die Hebammen jetzt im Immanuel Klinikum Bernau oft 24 Stunden Dienste machen, manchmal auch nur Zwölf-Stunden-Dienste machen.

Sie betreuen die in einer Hebammenpraxis schon vorgeburtshilflich. Sie machen Kurse mit ihnen. Sie betreuen sie auch in der Klinik.

Sie sehen die Schwangeren, die dann zur Entbindung kommen, die Gebären, die zur Entbindung kommen, nicht nur einmal, wenn sie zum Beispiel auch über die Zeit gehen. Das heißt, man muss sie auch betreuen über der Zeit. Sieht zum Beispiel eine Hebamme sie nicht nur einmal, sondern manchmal sogar 20 Mal.

Julia Nogli: Genau, ja, das ist ganz wichtig. Schafft auch viel Vertrauen. Wie würden Sie generell die Atmosphäre beschreiben?

Das wurde ja schon gesagt, es ist ja eine relativ kleine Abteilung oder kleine Klinik und das ist wiederum eigentlich auch ein Vorteil.

Paul Keim: Das ist ein absoluter Vorteil. Also auch das ist ein Grund, warum ich dahin gewechselt bin. Es ist so, dass die Atmosphäre sehr gut ist.

Der Kreißsaal ist direkt auf der Station gegenüber. Das heißt, dass von der geburtshilflichen Station nur zwei Fußschritte entfernt. Das heißt, wenn man Hilfe braucht, wenn man zusammenarbeiten muss und möchte, dann ist das ein Zusammensein.

Das heißt, die Krankenschwestern auf der Station und die Hebammen und die Ärzte arbeiten alle zusammen. Ich habe einen kleinen Fall erlebt. Das war eine gynäkologische Patientin am Heiligen Abend letztes Jahr.

Der ging es nicht gut. Wir haben sie nicht mehr ins Bett bekommen und die Hebamme hat mitgeholfen. Das würde man so in einem anderen Krankenhaus, glaube ich, nicht finden.

Da würde die Hebamme sagen, das ist nicht meine Aufgabe. Ich bin nicht für gynäkologische Patienten zuständig. Die Hebammen, jeder hilft jedem.

Und es ist egal, was ist. Auch der Oberarzt und die Chefärztin bringt das Blut ins Labor, wenn es notwendig ist.

Julia Nogli: Ja, und das ist, glaube ich, in dieser Situation auch enorm wichtig, dass man das ja auch spürt dann als Gebärende, wenn man da in einer Atmosphäre ist, wo man das geführt ist, ist auch ein nettes Team hier, weil es ist ja an sich etwas sehr Schönes. Gibt es auch noch eine Betreuung, wenn die Geburt stattgefunden hat, wenn das Baby da ist?

Paul Keim: Das ist das Schöne, dass wir zum einen eben halt auch eine Stillberaterin haben bei uns, bei den Krankenschwestern an Bord, die 24 Stunden, also nicht nur die eine Stillberaterin, sondern alle Krankenschwestern bei Stillproblemen eben halt auch helfen, beim Stillen helfen, beim Wickeln helfen. Die Kinder sind rundum versorgt, 24 Stunden Tag und Nacht. Aber auch die Hebammen machen ja speziell auch Visiten.

Und das finde ich auch sehr, sehr wichtig, dass die Hebammen die Visiten machen bei den Wöchnerinnen, weil sie sich einfach damit auskennen. Wir Ärzte machen auch Visite. Aber es ist wichtiger, dass die Hebammen die Visite machen.

Das heißt, sie werden nachbetreut und auch, wenn sie entlassen sind, kommt es oft vor, dass die Hebamme, die sie vielleicht entbunden hat oder die aus der Hebammengemeinschaftspraxis ist, sie auch in der Nachsorge versorgt.

Julia Nogli: Nach Hause kommt, ne?

Paul Keim: Tagelang.

Julia Nogli: Genau. Wie ist es mit Frühgeburten? Das kommt ja auch vor.

Können die auch versorgt werden dort bei Ihnen? Und ab wann?

Paul Keim: Wir haben ein sogenannter perinataler Schwerpunkt. Das bedeutet ein Level-3-Haus. Wir dürfen ab 32 plus null Schwangerschaftswochen entbinden.

Das sind 33 Schwangerschaftswoche. Das sind de facto noch Frühgeburten. Eine Frühgeburt endet mit 37 plus null.

Dann ist es keine Frühgeburt mehr. Das heißt, wir dürfen Frühgeburten selbstverständlich entbinden. Und das haben wir der Tatsache zu verdanken, dass wir eine Kinderklinik direkt angeschlossen haben.

Die Kinderklinik liegt unmittelbar gegenüber unseres Kreißsaals, also einfach nur um den Fahrschul drum herum. Dort ist die Kinderklinik, die ist sehr gut ausgestattet. Die kann auch Frühgeborene sehr gut versorgen und auch eben halt ab der 33. Schwangerschaftswoche bis zur Entlassung mit Mutter und Kind versorgen.

Julia Nogli: Vielleicht letzte Frage noch. Spontane Geburt versus Kaiserschnitt. Man hört manchmal, es gibt mehr Kaiserschnitte.

Andererseits hörte ich auch schon, man versucht natürlich immer, das eigentlich zu vermeiden. Also gibt es da so eine Quote oder so? Oder versuchen Sie auch immer möglichst eine spontane Geburt zu ermöglichen?

Paul Keim: Da habe ich mit der Leitenden Hebamme noch gesprochen darüber, weil ich über diese Zahlen auch noch nicht ganz informiert war. Wie gesagt, 1. Oktober war Dienstbeginn.

Da bin ich jetzt informiert, dass wir Gott sei Dank von der Kaiserschnittrate unterhalb des deutschen Durchschnitts liegen. D.h. wir haben eine geringere Kaiserschnittrate als im deutschen Durchschnitt. Der deutsche Durchschnitt ist hier bundesweit bei 34%.

So viel? Wir liegen darunter. Und darauf sind wir auch sehr stolz.

Und ich bin manchmal ganz erstaunt, trotzdem, dass ich auch ein sehr erfahrener Geburtshelfer bin, bin ich manchmal sehr erstaunt, wie es doch die Hebammen schaffen, die Kinder da spontan rauszukriegen. Wo ich dann manchmal auch denke, na ja, das kann schon sein, dass ich da noch mal in den OP fahren muss. Aber keine Viertelstunde später werde ich dann zur Spontangeburt gerufen.

Julia Nogli: Also, Sie würden sozusagen, ist ja klar, Sie arbeiten jetzt auch selbst dort, aber Sie würden schon empfehlen, dass man nach Bernau kommt, eben in genau dieses Klinikum, weil es schon ein bisschen was Besonderes ist. Ich meine, Geburtshilfe gibt es an vielen Orten in Deutschland.

Paul Keim: Geburtshilfe gibt es an ganz vielen Orten in Deutschland. Aber es macht den Unterschied, wie man empfangen wird. Das heißt, wenn ich als Gebärende mit Wehen in eine Klinik komme, dann erwarte ich schon, dass ich empathisch, offen und freundlich empfangen werde.

Und wir kriegen immer wieder Rückmeldungen, dass das von der Aufnahme über den Kreißsaal, über die Krankenschwestern, über alle Ärzte bis hin zur Reinigungsfrau und zu den Servicekräften ein freundlicher, empathischer Empfang ist, dass die Patienten sehr freundlich begrüßt werden und auf ihre Wünsche eingegangen wird. Und das spürt man im gesamten Haus. Das heißt, wenn Sie durchs Haus gehen, läuft kein Arzt an Ihnen vorbei, der Sie nicht grüßt.

Julia Nogli: Das klingt gut. Wenn Sie mehr Infos wollen zur Abteilung Geburtshilfe am Immanuel-Klinikum Bernau, schauen Sie hier bei uns auf www.paradiso.de in der Mediathek unter natürlich gesund. Da können Sie die ganze Sendung auch noch mal nachhören.

Einen entspannten Abend für Sie mit Radio Paradiso.