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14.06.2017

Fast jeder dritte Patient ist zuckerkrank

Der 15. Bernauer Diabetikertag am 17. Juni im Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg informiert von 10 bis 13 Uhr ausführlich über Diabetes und das Leben mit ihm. Das Experteninterview zum Diabetikertag.

Umfassende Aufklärung ist zentral: Diabetesberaterin Nicole Jonas (re.) im Gespräch mit einer Patientin.

Der 15. Bernauer Diabetikertag am 17. Juni im Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg informiert von 10 bis 13 Uhr ausführlich über Diabetes und das Leben mit ihm. Ärzte und Diabetesberater informieren Besucher über die neuesten Erkenntnisse zum Blutzuckerlangzeitwert HbA1c, über Hauterkrankungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten, über preiswerte gesunde Ernährung, Armut als Diabetsrisiko sowie Therapieoptionen bei Wunden und diabetisch bedingtem Fußsyndrom.

Oberarzt Udo Schwill und Diabetesberaterin Nicole Jonas vom Diabetesteam des Immanuel Klinikums Bernau Herzzentrum Brandenburg geben im Interview Einblicke in die Themen des kommenden Diabetikertags.

2003 gab es den ersten Bernauer Diabetikertag. Wie hat sich seitdem die Zahl der Diabeteserkrankungen entwickelt?

Udo Schwill: Die Zahl der Typ-2-Diabetiker ist kontinuierlich angestiegen. Und die Patienten werden immer jünger. Von Altersdiabetes kann man längst nicht mehr sprechen. Etwa acht Millionen Menschen sollen in Deutschland von der Krankheit betroffen sein. Hinzu kommt die Dunkelziffer der nichtdiagnostizierten Diabetiker: schätzungsweise rund zwei Millionen. Auch diese Zahl steigt, denn wer keine Beschwerden hat, geht auch nicht zum Arzt. Erst wenn Symptome wie Gewichtsabnahme, häufiger Durst und Harndrang auftreten, suchen die Patienten ärztlichen Rat.

Ist es nicht deprimierend, wenn der Diabetes nicht zu stoppen ist?

Udo Schwill: Ja, das ist es. Aber ich bin mir sicher: Wäre die Aufklärung nicht so intensiv, würde die Zahl der Diabetiker noch schneller steigen und litten bereits Erkrankte noch häufiger an Begleiterkrankungen. Über den Diabetes und seine Folgen kann man nicht genug informieren. Nur leider fällt es uns allen sehr schwer, unseren Lebensstil gravierend und dauerhaft zu ändern. Diabetes ist eine chronische Krankheit und alles, was die Patienten ändern müssen, müssen sie ebenfalls chronisch ändern. Hauptübel ist aus meiner Sicht, dass wir uns zu wenig bewegen. Auch leiden immer mehr Menschen an Übergewicht. Und dieses erhöht nun einmal das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Gesunde Ernährung ist ein wichtiges Thema.

Ist gesunde Ernährung eine Frage des Geldes?

Nicole Jonas: Nein, ganz im Gegenteil. Nicht alles, was teuer ist, ist auch gesund. Ein Beispiel: Wellness-Wasser. Das ist teuer, bringt aber nichts. Auch Dosengerichte scheinen oft preiswert zu sein. Prüft man aber, was drin ist, bekommt man schnell mit: Es ist günstiger, zum Beispiel Nudeln und Tomatensauce separat zu kaufen und selber zuzubereiten. Dann weiß man auch, was auf den Tisch kommt. Sich gesund zu ernähren, ist vielleicht etwas aufwändiger, muss aber nicht teurer sein. Auf jeden Fall lohnt es sich, selber zu kochen und selbstgemachte Snacks für unterwegs mitzunehmen.

Widerspricht das nicht Ihrer These, dass Armut und soziale Benachteiligung unterschätzte Risikofaktoren für Diabetes sind, Herr Schwill?

Udo Schwill: In Studien wurde nachgewiesen, dass Armut krank macht. Ärmere Menschen gehen nicht so häufig zum Arzt, lösen weniger Rezepte ein und nehmen auch seltener Reha-Maßnahmen in Anspruch. Wenn Gemüse teuer ist, neigen sie eher zu Fertigprodukten. Auch die Sterblichkeit bei armen Patienten ist höher.

Bei Diabetikern ist auch die Wundheilung gestört.

Udo Schwill: Diabetiker haben eine gestörte Empfindung. Das führt schnell zu kleinen Verletzungen, aus denen Wunden entstehen können. Und diese heilen bei ihnen schlechter. Daher ist ein besonders gutes Wundmanagement nötig. Mehr darüber erfahren die Besucher des Diabetikertags im Vortrag von Dr. Ralf-Uwe Kühnel, Oberarzt der Abteilung Herzchirurgie.

Kommen immer mehr Diabetiker zur Behandlung ins Immanuel Klinikum?

Udo Schwill: Etwa 30 Prozent der mehr als 12.000 Patienten, die jedes Jahr bei uns stationär behandelt werden, sind Diabetiker. Tendenz steigend. Bei allen Patienten prüfen wir, ob die Blutzuckereinstellung gut ist. Ist sie es nicht, stellt unser Diabetesteam eine strukturierte Therapie nach einem festgelegten Behandlungsleitfaden für sie zusammen. Nicht selten wird die Krankheit auch erst bei uns diagnostiziert. Auf jeden Fall sind Diabetiker bei uns in den besten Händen. Schließlich ist das Immanuel Klinikum Bernau ein von der Deutschen Diabetes Gesellschaft zertifiziertes Krankenhaus.

Werden am Diabetikertag auch wieder Gesundheitschecks angeboten?

Nicole Jonas: Ja, natürlich. Wir messen vor Ort den Blutdruck und den Blutzuckerwert und beraten jeden individuell. Besonders herzlich eingeladen sind alle von Diabetes Betroffenen und ihre Angehörigen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

 

Programm

Moderation Oberarzt Dipl. Med. Udo Schwill

  • 10.00 Uhr Eröffnung, Andreas Linke, Geschäftsführer, und André Stahl, Bürgermeister der Stadt Bernau
  • 10.10 Uhr Grußwort des Deutschen Diabetikerbundes
  • 10.20 Uhr Wissenswertes über den HbA1c-Wert, Dr. med. Tobias Schade, Diabetologische Schwerpunktpraxis Bernau
  • 10.40 Uhr Gesunde Ernährung - eine Frage des Geldes?, Nicole Jonas, Diabetesberaterin DDG
  • 11.00 Uhr Immanuel.Kocht: Pause mit Vollwertküche
  • 11.30 Uhr Hauterkrankungen, Dr. med. Linda Duhn, Hautärztin, Bernau
  • 11.50 Uhr Armut und soziale Benachteiligung - ein unterschätzter Risikofaktor für Diabetes, Oberarzt Dipl. Med. Udo Schwill, Abteilung Innere Medizin
  • 12.10 Uhr Diabetes und Wunden, Oberarzt Dr. med. Ralf-Uwe Kühnel, Abteilung Herzchirurgie
  • 12.30 Uhr Mittagsimbiss
 
 
 
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