Zum Seiteninhalt springen

Ein Großteil der auf der Intensivstation tätigen Pflegekräfte hat zusätzlich zur Krankenpflegeausbildung eine Zusatzausbildung („Pflege in der Intensivmedizin“) durchlaufen. Ebenso haben viele Ärzte auf der Intensivstation neben ihrer Facharztanerkennung eine Zusatzbezeichnung („Intensivmedizin“) erworben.

Intensivmedizin mit modernster Technik ermöglicht es, auch komplexeste Krankheitsbilder erfolgreich zu behandeln.

Beatmung

Eine künstliche Beatmung ist dann erforderlich, wenn der Patient aufgrund seiner Erkrankung nicht selbstständig atmen kann, seine Lunge nicht ausreichend Sauerstoff aufnehmen oder Kohlendioxid abatmen kann oder eine Weiterführung der Narkose oder Sedierung erforderlich ist, um die zugrunde liegende Erkrankung zunächst ausreichend behandeln zu können. In der Regel befindet sich ein Beatmungstubus oder eine Trachealkanüle in der Luftröhre des Patienten, über die er mit einem Beatmungsgerät verbunden ist.

Unsere modernen Beatmungsgeräte erkennen eigene Atembemühungen des Patienten und unterstützen diese, so dass in der Aufwach- oder in der Entwöhnungsphase vom Beatmungsgerät der Patient schonend und auf seine individuellen Bedürfnisse angepasst vom Beatmungsgerät unterstützt wird und er schrittweise die Atemarbeit wieder selbst übernehmen kann.

Bei manchen Krankheitsbildern oder nach Entfernen des Tubus im Anschluss an eine Phase der Beatmung ist es oft sinnvoll, den Patienten über eine nicht-invasive Beatmung (NIV) zu unterstützen. Er erhält eine speziell geformte Gesichtsmaske oder auch eine Art Helm, übe die er vom Beatmungsgerät in seiner Atemarbeit unterstützt wird.

Hochmotivierte Pflegekräfte, engagierte Physiotherapeuten und ein kompetentes Ärzteteam kümmern sich rund um die Uhr um die Patienten auf der Intensivstation.

Tracheotomie

Muss ein Patient über längere Zeit beamtet werden oder ist die Entwöhnung vom Beatmungsgerät schwierig, ist es sinnvoll, für eine gewisse Zeit eine Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) anzulegen. Der Patient ist dann über eine an der Vorderseite des Halses in die Luftröhre eingelegte Kanüle mit dem Beatmungsgerät verbunden. Nach Anlage des Tracheostomas benötigt der Patient in der Regel keine sedierenden Medikamente mehr. Er kann nach Überprüfung des Schluckaktes (Schluck-Diagnostik) essen und trinken und aktiv an seiner Mobilisation teilnehmen.

Bei über 90% aller Patienten wird eine sogenannte Minitracheotomie angelegt, die im Bett auf der Intensivstation durchgeführt wird. Hierbei wird unter Sichtkontrolle mittels eines in die Luftröhre eingeführten Bronchoskopes die Luftröhre zunächst mit einer dünnen Nadel punktiert und und diese Punktion mit Hilfe eines speziellen Instrumentes schonend aufgeweitet, so dass dann eine Trachealkanüle in die Luftröhre eingeführt werden kann. Dieser kleine und schonende Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt. Nach erfolgreicher Entwöhnung des Patienten vom Beatmungsgerät wird die Trachealkanüle entfernt und die Öffnung in der Luftröhre verschließt sich von alleine innerhalb von 48 Stunden. Es bleibt eine allenfalls zwei cm lange, kleine Hautnarbe zurück.

Bei manchen Patienten muss ein chirurgisches Tracheostoma angelegt werden. Diese wird vom Chirurgen im OP-Saal durchgeführt. Hierbei wird die Luftröhre zunächst chirurgisch freigelegt und dann eröffnet. Mit entsprechenden Haltenähten wird die Luftröhrenwand fixiert, so dass sich das Tracheostoma nicht spontan verschließen kann.

Das reibungslose Zusammenwirken verschiedener Fachdisziplinen und Berufsgruppen sind der Schlüssel zum Erfolg in der Intensivmedizin.

Intraaortale Ballonpumpe (IABP)

Bei Patienten mit einer Herzschwäche kann die IABP eine große Hilfe sein. Die Ballonpumpe ist die einfachste Form der mechanischen Herz-Kreislauf-Unterstützung. Dabei handelt es sich um einen Spezialkatheter, der über ein Blutgefäß in der Leiste bis in die Körperhauptschlagader in der Brust vorgeschoben wird. An der Spitze des Katheters befindet sich ein circa 15 Zentimeter langer Ballon. Computergesteuert pumpt sich der Ballon nach jedem Herzschlag kurz auf.

»Technik in der Intensivmedizin ist wichtig – im Mittelpunkt steht aber immer der Patient.«

Durch den Ballondruck verbessert sich dabei die Durchblutung der Herzkranzgefäße. Noch vor der nächsten Herzaktion lässt der Ballon den Druck rasch wieder ab, das Herz wird dadurch entlastet und kann besser arbeiten. Das exakt auf den Herzschlag abgestimmte Pulsieren des Katheterballons wird auch als Ballongegenpulsation bezeichnet.

Damit entlastet und unterstützt er zum einen damit das Herz und führt andererseits zu einer deutlichen Steigerung des Blutflusses in den Herzkranzgefäßen. Die IABP wird häufig schon vor einer geplanten Herzoperation bei Patienten mit einer schweren Herzschwäche eingesetzt, um eine bestmögliche Ausgangssituation für die Operation zu schaffen (präoperative Optimierung).

Technik in der Intensivmedizin ist wichtig – im Mittelpunkt steht aber immer der Patient.

Herz-Lungen-Maschine und ECMO

Die Herz-Lungen-Maschine, wie sie ansonsten auch bei Herzoperationen verwendet wird, bei denen das Herz zeitweise stillgelegt werden muss, kann auch auf der Intensivstation eingesetzt werden. Sie ersetzt zweitweise komplett oder teilweise die Funktion des Herzens und der Lungen.

Über entsprechende Kanülen wird das Blut des Herzens aus dem Körper des Patienten ausgeleitet, über eine künstliche Lunge wird das Blut mit Sauerstoff angereichert und von Kohlendioxid befreit und dann wieder in den Körper zurückgepumpt. Auf der Intensivstation kommt die etwas kleinere Form der Herz-Lungen-Maschine als ECMO (Extracorporale Membranoxygenation) zum Einsatz.

Eine schwere Erkrankung erfordert auch menschliche und psychologische Zuwendung – der Seelsorger und die Psychotherapeutin sind wichtige Mitglieder im intensivmedizinischen Team.

Extrakorporaler Lung-Assist (ECLA)

Kann der Patient über seine Lungen trotz künstlicher Beatmung nicht ausreichend Sauerstoff aufnehmen oder nicht ausreichend Kohlendioxid abgeben, kommt wie auch bei der Herz-Lungen-Maschine eine externe künstliche Lunge zum Einsatz. Das Prinzip dabei ist, dass Blut aus einer großen Vene des Patienten durch ein spezielles Gerät gepumpt wird, welches das Blut mit Sauerstoff anreichert und von Kohlendioxid befreit. Im Gegensatz zur Herz-Lungen-Maschine wird aber bei der ECLA nicht die Herzfunktion ersetzt.

Mit modernster Technologie ersetzen wir die Funktion ausgefallener Organe bis die Krise überwunden ist.

Nierenersatztherapie/Dialyse

Sollten die Nieren des Patienten nicht in der Lage sein, giftige Stoffwechselprodukte oder überflüssiges Körperwasser auszuscheiden, kommt die Nierenersatztherapie zum Einsatz. Mittels hochentwickelter Geräte kann die Nierenersatztherapie (Blutwäsche) kontinuierlich durchgeführt werden (Hämofiltration) oder aber bei Stabilisierung des Patienten stundenweise und alle zwei Tage (Hämodialyse). Oder sie erfolgt ohne Unterbrechung kontinuierlich (Hämofiltration).

Der Vorteil der Hämofiltration liegt darin, dass die allmähliche, kontinuierliche Therapie eine sehr schonende Blutwäsche erlaubt. Die Dialyse ist dagegen in vergleichsweise kurzer Zeit sehr effektiv und bei manchen akut lebensbedrohlichen Krankheitsbildern daher besser geeignet.

Die Einbeziehung der Angehörigen und Freunde in die intensivmedizinische Therapie ist uns wichtig – ihr Besuch ist uns jederzeit willkommen.

Hypothermie-Behandlung

Das Gehirn und alle anderen Organe benötigen deutlich weniger Sauerstoff, wenn es zu einer Unterkühlung (Hypothermie) des Körpers kommt. Diesen Effekt machen sich die Ärzte zunutze bei Operationen, bei denen es eventuell zu einem Sauerstoffmangel der körperwichtigen Organe kommen kann, wie z.B. bei komplizierten herzchirurgischen Eingriffen oder Eingriffen, bei denen für kurze Zeit ein kompletter Kreislaufstillstand erforderlich ist.

In der Intensivmedizin wird die Hypothermie-Behandlung, also die gezielte Absenkung der Körpertemperatur, besonders bei Patienten durchgeführt, die wiederbelebt werden mussten (Reanimation). Mittels eines hoch-modernen Gerätes lässt sich die Körpertemperatur des Patienten innerhalb kurzer Zeit bis auf ein Zehntelgrad genau auf die gewünschte Körpertemperatur absenken und nach Beendigung der Hypothermie-Behandlung, die in der Regel 24 Stunden dauert, wieder anheben.

In der Intensivmedizin reflektieren wir unser Handeln nicht nur medizinisch, sondern lassen uns auch durch speziell geschulte Ethikberater beraten.

Sepsistherapie

Eine der häufigsten in der Intensivmedizin anzutreffenden Krankheitsbilder ist die Sepsis. Sie wird in der Regel von in die Blutbahn eingedrungene Krankheitserreger verursacht. Die überschießende Antwort des körpereigenen Abwehrsystems kann dann zum Bild des septischen Schocks (Blutdruckabfall, Mangeldurchblutung lebenswichtiger Organe) führen. Der septische Schock kann sogar dann noch anhalten, wenn mittels hoch-wirksamer Antibiotika die Krankheitserreger bereits abgetötet sind.

Zunächst muss grundsätzlich die Ursache der Sepsis (z.B. Lungenentzündung, Harnwegsinfekt, Wundinfektion, durch Katheter verursachte Infektionen) herausgefunden und saniert werden, Antibiotika müssen gegeben und eine intensive Kreislauf- und Infusionstherapie muss begonnen werden. Bestimmte Laborwerte zeigen an, ob der Patient auf die Therapie anspricht und ob er eventuell eine Abwehrschwäche hat. Dann werden vom Arzt auch Abwehrkörper (Immunglobuline) gegeben.

Neueste Forschungsergebnisse und modernste Therapien werden in der Intensivmedizin täglich in die Praxis umgesetzt.

Künstliche Ernährung

Viele Patienten in der Intensivstation sind so krank, dass sie nicht eigenständig Essen und Trinken zu sich nehmen können. Sie werden künstlich ernährt. Über eine sogenannte Magensonde kann kontinuierlich eine ausgewogene und auf das Krankheitsbild abgestimmte Nahrung zugeführt werden. Sollte das nicht möglich sein, erfolgt die Ernährung über eine balancierte nährstoffreiche Infusionslösung über einen zentralen Venenkatheter. Mit der künstlichen Ernährung wird eine ausreichende Zufuhr ausreichend Kalorien, an Vitaminen und Spurenelementen sichergestellt – immer mit dem Ziel, dass der Patient sobald als möglich wieder normal Nahrung zu sich nehmen kann.

Physiotherapie auf der Intensivstation

In Abhängigkeit von der therapeutischen Notwendigkeit wird die Kontinuität des Behandlungsprozesses u.a. durch eine tägliche Physiotherapeutische Betreuung gewährleistet. Die enge Zusammenarbeit im Team (Ärzte, Pflegepersonal, Therapeuten) ermöglicht eine Abstimmung der Therapie auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten.

Basale Stimulation/Kinästhetik

Mit der basal stimulierenden Pflege bieten wir unseren Patienten ein gezieltes Angebot für ihre persönliche Wahrnehmungs-, Entwicklungs- und Kommunikationsfähigkeit. Das Gefühl für Wohlbefinden und Sicherheit kann somit entscheidend gefördert werden. Das Kinästhetik-Konzept beschäftigt sich mit der Wahrnehmung von Bewegung. Ziel ist es hier, dass der pflegebedürftige Mensch möglichst viele Bewegungen selbständig durchführt. Das Kinästhetik-Konzept versteht sich auch als ein Konzept zur Gesundheitsentwicklung. Rückengerechtes Pflegen kann auch eigenen Verletzungen vorbeugen.

Interdisziplinäre Begleitung Schwerstkranker und Sterbender

Schwerkranke Patienten und deren Angehörige haben ein Anrecht auf eine medizinische Behandlung und pflegerische Betreuung entsprechend dem neuesten Stand der Wissenschaft. Sie erwarten aber auch Begleitung, Beratung und Trost. Neben dem ärztlichen und pflegerischen Team stehen hierfür zwei Psychologinnen, der Krankenhausseelsorger und der Diakon zur Verfügung. Auf Wunsch können Seelsorger der gewünschten Konfession gerufen werden.

Intensivmedizin und Schmerztherapie

Dr. med. Georg Fritz, Chefarzt der Abteilung Anästhesiologie, und Katrin Wernecke, Leitende Schwester der Abteilung Anästhesiologie, am Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg über die Arbeit auf der Intensivstation.