Geschichte
Das Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg kann auf eine mehr als 100-jährige wechselvolle Geschichte zurückblicken, die eng mit den jeweiligen gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen der Region und der Stadt Bernau verknüpft ist.
Kontakt
30. März 2020: Eröffnung des Erweiterungsbaus im Immanuel Klinikum Bernau
Der Neubau des Immanuel Klinikums Bernau wurde am 30. März 2020 offiziell in Betrieb genommen.
1. Januar 2019: Fusion zur Immanuel Albertinen Diakonie
Fusion der Immanuel Diakonie mit dem Hamburger Albertinen-Diakoniewerk zur Immanuel Albertinen Diakonie.
08. November 2014: Neues Hybrid-Katheterlabor im Herzzentrum Brandenburg
Die technische Ausstattung der Herzkatheterlabore im Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg basiert auf innovativen Konzepten und wurde sukzessive nach modernsten Standards ausgewählt und erweitert. Im Rahmen des 22. Tag des Herzzentrums am 8. November 2014 wurde der 4. neu errichtete Herzkathetermessplatz und Hybrid-OP vorgestellt.
Dieser bietet die Möglichkeit von Simultaneingriffen aller verfügbaren Fachrichtungen. Kardiologie und Herzchirurgie arbeiten hier Hand in Hand und profitieren von der flexibel einsetzbaren, bildgebenden Überwachungstechnik. So können die Risiken bei schwierigen Eingriffen erheblich minimiert werden. Oft bleibt den Patienten dadurch sogar ein zweiter Eingriff erspart.
28. Oktober 2014: Gründung der Medizinischen Hochschule Brandenburg
Die Gründungsurkunde der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane wurde am 28. Oktober 2014 unterzeichnet.
Die MHB bereichert die Region Brandenburg um weitere Forschungs- und Wissenschaftsmöglichkeiten und schließt eine Lücke in der deutschen Studienlandschaft: Nun ist es in allen Flächenbundesländern möglich, ein Medizinstudium zu absolvieren.
Die Immanuel Diakonie GmbH ist mit zwei ihrer Einrichtungen, der Immanuel Klinik Rüdersdorf und dem Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, in der Region bereits fest etabliert und tritt unter anderen als Gesellschafter der MHB auf.
Prof. Dr. Dieter Nürnberg wurde zum ersten Dekan der MHB ernannt. Ihm stehen der Prodekan für Studium und Lehre, Prof. Dr. Wilfried Pommerien, und der Prodekan für Forschung und Wissenschaft, Prof. Dr. René Mantke, unterstützend zur Seite.
Die ersten Studiengänge für Humanmedizin und Psychologie beginnen mit dem Sommersemester 2015.
02. November 2012: Erstmals in einer 3D-Live-Übertragung Kunstherz eingesetzt
Der 20. Tag des Herzzentrums Brandenburg in Bernau unter dem Motto „Starke Teams für schwache Herzen“ bot eine ganze Reihe von Highlights. Auf die 8 mal 9 Meter große Doppel-Leinwand im Paulus-Praetorius-Gymnasium wurden Bewegtbilder in 3D, Echotöne und Röntgenbilder aus dem Herzzentrum übertragen. Die Ärzte kommentierten mittels Headset vom Operationstisch bzw. aus dem Katheterlabor oder von der Intensivstation und wurden von bis zu neun Kameras gleichzeitig beobachtet.
Im Saal und via Live-Stream im Internet war zu sehen, wie in einem Operationssaal der Herzchirurgie einem 62jährigen Patienten mit schwerer Pumpschwäche erfolgreich eine Herzpumpe (linke Herzkammer) zur Erhöhung der Pumpleistung eingesetzt wurde.
In einem weiteren Live-Eingriff aus dem Herzkatheterlabor wurde einer 61-jährigen Patientin mit undichter Herzklappe in Kathetertechnik ein MitraClip eingesetzt. Auch in einer Live-Schaltung auf die Intensivstation konnten die Besucher die Arbeit dort kennenlernen – alles in allem ein tiefer Einblick in die aktuelle Arbeit des Herzzentrums.
15. August 2012: Zertifizierte Ausbildungsstätte für TEE
Als erste Einrichtung in ganz Brandenburg ist das Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg im August 2012 als Ausbildungsstätte für transösophageale Echokardiografie (TEE) anerkannt worden. Das Zertifikat wird von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) vergeben und muss alle zwei Jahre neu beantragt werden.
TEE bedeutet Ultraschall des Herzens und der großen Blutgefäße im Brustraum. Das Besondere: der Ultraschallkopf wird bei diesem Verfahren durch die Speiseröhre eingeführt und erlaubt damit dem Anästhesisten und Intensivmediziner die präzise Steuerung der Kreislauflauftherapie.
"Durch die TEE können schwerkranke Patienten bei schwierigen Operationen und auf der Intensivstation besser überwacht werden - ein großer Fortschritt in der Anästhesie und Intensivmedizin", so der Chefarzt der Anästhesiologie Dr. med. Georg Fritz.
Fachkollegen aus dem In- und Ausland kommen zum Hospitieren nach Bernau, um sich in der TEE weiterbilden zu lassen.
20. September 2011: Drittes Herzkatheterlabor mit Langer Nacht der Katheterlabore eröffnet
Das 3. Herzkatheterlabor wurde mit einem feierlichen Festakt eröffnet. Rhythmische Trommelklänge, die den Herzschlag symbolisierten, sorgten für eine eindrückliche musikalische Untermalung.
Mit der modernen medizintechnischen Ausstattung des Herzkatheterlabors sichert sich das Herzzentrum Brandenburg den Spitzenplatz in der nationalen und internationalen Kardiologie.
Im alltäglichen Geschehen bedeutet es vor allem eine verbesserte Organisation der Arbeitsabläufe, mehr Behandlungskapazitäten und eine erhöhte Sicherheit für Ärzte und Patienten.
Die Behandlungen können vom sogenannten Cockpit per Joystick gesteuert werden, so dass die Ärzte bei längeren Behandlungszeiten weniger Strahlung ausgesetzt sind und die Behandlungszeiten an sich sinken.
Zahlreiche Besucher konnten sich bei der Besichtigung des Labors von den medizintechnischen Neuerungen überzeugen und sogar selbst am Roboter aktiv werden und die sonst steril gehaltenen Implantate wie Stents oder Herzschrittmacher anfassen.
„Wir wollten, dass die Leute angstfrei die Möglichkeit haben, sich alles anzusehen und Fragen zu stellen“ beschreibt Dr. Butter, Chefarzt der Kardiologie das Ziel der langen Nacht des Herzkatheterlabors.
09. August 2011: Erneute Umbenennung des Krankenhauses
Das Evangelisch-Freikirchliche Krankenhaus und Herzzentrum Brandenburg in Bernau trägt von nun an den neuen Namen Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg.
„Mit diesem neuen, verdichteten Namen wollen wir heraus stellen, dass unser Krankenhaus in Bernau, wie das Immanuel Krankenhaus Berlin, die Immanuel Klinik Rüdersdorf und die Immanuel Klinik Märkische Schweiz, zur Immanuel Diakonie gehören“, so Udo Schmidt, Geschäftsführender Direktor der Immanuel Diakonie.
Mit Immanuel, übersetzt: Gott ist mit uns, soll darüber hinaus auf das Selbstverständnis als konfessioneller Träger einer diakonischen Einrichtung verwiesen werden, die sich der Hinwendung zum Menschen verpflichtet fühlt. Der neue Name bleibt ferner der dualen Ausrichtung des Hauses treu: Maximal- und Grundversorgung unter einem Dach.
Trägerin der Einrichtung ist weiterhin die Krankenhaus Bernau GmbH. Der neue Name wird sukzessive und damit kostenschonend im Erscheinungsbild umgesetzt.
10. Juni 2010 Der 100. Geburtstag des Krankenhauses Bernau
Mag. theol. Elimar Brandt, Geschäftsführender Direktor der Immanuel Diakonie berichet:
Herr Brandt, was wissen Sie über die Entstehung des Krankenhauses im Jahr 1910? Um das Jahr 1908 haben die Stadtältesten versucht, für sich selber ein Krankenhaus zu organisieren. Das war eine mutige Entscheidung, dass sie damals gesagt haben: Wir wollen hier für uns, für die Stadt Bernau ein Krankenhaus entwickeln. Und es ist über die Jahrzehnte eine spannende Geschichte geblieben, dass diese Kleinstadt Bernau ein eigenes Krankenhaus hatte – und immer auch ein Krankenhaus mit einem besonderen Profil.
Wie arbeitete das Krankenhaus in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland? Ja, auch zur Zeit des Faschismus, wie wir zu sagen pflegen, hat das Krankenhaus weiter gearbeitet, aber es war natürlich sehr stark von den Nazis dominiert. Es gab auch die ganz furchtbar traurige und entsetzliche Tatsache, dass die jüdischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seinerzeit – wenn sie sich nicht haben absetzen können – in die Konzentrationslager gebracht wurden.
Danach kam dann die Zeit der DDR – wer war da Träger des Krankenhauses in Bernau? Es gab damals ja nicht die freien gemeinnützigen Träger, zumindest nicht die Vielfalt, wie wir sie heute haben. Es war das Kreiskrankenhaus und stand der Bevölkerung zur Verfügung. Wie damals üblich war auch eine Poliklinik dabei, das heutige Ärztehaus. Es gab eine eigene Gärtnerei, es gab die eigene Wäscherei, es gab das eigene Heizhaus und so weiter. Jedes Krankenhaus, und war es noch so klein, war damals ja eigentlich eine kleine Stadt für sich.
Und dann kam die Zeit der politischen Wende und der Wiedervereinigung. Und da kam dann das Immanuel Krankenhaus Berlin ins Spiel. Wie hat sich die Übernahme der Trägerschaft des Krankenhauses Bernau denn ereignet? Das Krankenhaus in Bernau hatte einen sehr starken Befürworter. Das war der damalige Landrat Friese. Dieser hatte dafür gesorgt, dass es einen Krankenhausneubau geben sollte. Das war ein wenig verrückt damals 1990/91. Auf jeden Fall haben sie damals ohne genau die Kosten zu überschlagen angefangen, ein neues Krankenhaus zu bauen. Die alten Gebäude wurden zum Teil abgerissen und es entstand ein wunderschöner Rohbau. Auf einmal stellten sie fest: Das Krankenhaus ist zu groß, zu teuer, wir können das gar nicht finanzieren. Der Torso, der dann da in der Ladeburger Straße stand, wurde seinerzeit auch ein wenig zum Gespött der Bevölkerung.
Wie ging es dann weiter? Das war ja vermutlich nicht das Ende des Krankenhauses in Bernau. Eines Abends – es muss so um das Jahr 1994 gewesen sein – sprach mich ein Kreistagsabgeordneter an, der mich über unsere baptistische Kirche kannte. Er schilderte die missliche Situation und sagte: Mensch, könnt ihr uns nicht helfen? Ihr macht doch so viel in Brandenburg. Wenn ihr uns die beiden oberen Etagen abnehmt und sie mietet, vielleicht irgendetwas Soziales damit macht, dann würden wir weiterkommen. Nach diesem Gespräch fiel mir im Nachdenken ein, dass dies ja auch eine große Chance für uns sein könnte. Oder – um es anders zu sagen: Ist das nicht ein Fingerzeig Gottes für die weitere Entwicklung der Immanuel Diakonie Group, diesen Ball aufzunehmen?
Aber das war ja sicher nicht so einfach – so eine Kooperation ist ja zunächst ein hoch politischer Vorgang. Ich habe dann sehr schnell zur damaligen Gesundheitsministerin Regine Hildebrandt Kontakt aufgenommen. Ich habe ihr den Vorschlag gemacht, dass die Immanuel Diakonie Group das Krankenhaus Bernau übernehmen könnte. Da das Haus aber zu groß ist, müssten wir noch eine weitere Aufgabe für dieses Haus finden. Da sich das Herzzentrum Brandenburg damals noch auf Berliner Territorium in Buch befand, begeisterte ich die Ministerin für die Idee, das Herzzentrum von Buch nach Bernau zu verpflanzen. Regine Hildebrandt hörte sich das alles sehr interessiert an. Und schließlich ging ein Leuchten über ihr Gesicht und sie sagte zu mir: „Das ist eine gute Idee – aber dann musst Du mit dem Landrat reden, ob der bereit ist, das Krankenhaus an einen anderen Träger zu übergeben.“
Der damalige Landrat ist auch der heutige – Bodo Ihrke. Wie hat der denn reagiert? Bodo Ihrke sagte, er könne sich das vorstellen, mit der Immanuel Diakonie Group zusammen für die Zukunft des Krankenhausstandortes Bernau zu sorgen. Der Kreistag hat dann beschlossen, eine GmbH mit zwei Geschäftsführern zu gründen – ein Kreistagsabgeordneter und ich. Im zweiten Schritt ist dann beschlossen worden, dass der Kreis seine Anteile an die Immanuel Diakonie Group überträgt. Wir haben diese Anteile dann gekauft und mit diesem Geld das Krankenhaus weiter gebaut. Wir konnten dann auch Fördermittel beim Land Brandenburg beantragen, um dieses Krankenhaus der Grundversorgung und das Herzzentrum unter einem Dach unterzubringen.
Diese Kombination war nicht nur ungewöhnlich, sie war, soweit ich weiß, einmalig. Richtig, zum ersten Mal in der Bundesrepublik war ein Krankenhaus der Maximalversorgung – also das hochspezialisierte und hochtechnisierte Herzzentrum – unter einem Dach mit einem Krankenhaus der Grundversorgung vereint. Einige waren damals ein wenig skeptisch, wie das gehen würde, aber die Geschichte hat gezeigt, dass dies eine richtige und zukunftsträchtige Entscheidung war.
Und ganz sicher war das dann ein hoch komplizierter Vorgang … Ja – es gab enorm viele Gespräche und immer wieder Sitzungen, nicht wenige mit den Ministerien in Potsdam wegen der Finanzierung. Unvergesslich bleiben mir die ersten Gespräche mit der damaligen Krankenhausleitung, dem Betriebsrat und der Mitarbeiterschaft, die von Anfang an konstruktiv verliefen und von großem Vertrauen geprägt waren. Am 13. Februar 1998 ist schließlich das neue Krankenhaus Bernau eingeweiht worden und zwar als Krankenhaus der Grundversorgung und Herzzentrum Brandenburg.
22. Mai 2006: Die Einweihung des Hubschrauberlandeplatzes
Der Hubschrauberlandeplatz wird eingeweiht. Seit 1998 verfügte das Krankenhaus über eine Rettungsstelle, die im Jahr darauf bereits ca. 15.000 Patienten versorgte. Durch die Etablierung des Herzzentrums stieg die Zahl der zu betreuenden Notfälle.
Auch ein Hubschrauberlandeplatz wurde notwendig, damit die Polizei nicht jedes Mal mit riesigem Aufwand absperren musste, wenn ein Krankentransport mit Hubschrauber angesagt war.
Für die Anwohner Bernaus war das eine Sensation, viele Schaulustige sammelten sich bei den Landungen. Im Mai wurde der Hubschrauberlandeplatz eingeweiht, der sich direkt am Haus und auf Höhe mit dem Funktionstrakt befindet.
13. Februar 1998: Einzug in den Neubau des Krankenhauses und Herzzentrum in Bernau
Die Eröffnung des Neubaus erfolgt im Februar 1998 auf dem selben Gelände, wo das alte Krankenhaus steht.
Ein Neubau, in den so viele Hoffnungen gesetzt wurden und der doch so viele Widerstände überwinden musste. Als der Rohbau stand, kam es sogar zu einem Baustopp. Ursache dafür war die ungeklärte Finanzierung. Das Krankenhaus sollte ursprünglich völlig ohne Landesmittel gebaut werden. Nach der Kreisgebietsreform mussten alle Investitionen mit Eberswalde abgestimmt werden und dort hatte man Bedenken wegen der Finanzierung.
Kurz nach der Wende wurde das Herzzentrum Brandenburg unter der Trägerschaft der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Schöneberg gegründet. Es war untergebracht im Klinikum Buch und damit auf Berliner Territorium. Ein neuer Standort wurde benötigt und somit konnten die freien Flächen im Neubau des Krankenhauses zweckmäßig genutzt werden.
Das Brandenburger Herzzentrum fand seine neue Heimat im Land Brandenburg in der Stadt Bernau. Mit dieser Entscheidung wechselte auch das ehemalige Kreiskrankenhaus in die Trägerschaft der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Schöneberg.
1998 folgte der Einzug sämtlicher Stationen ins neue Haus. Nur die Innere Medizin war schon im September 1997 vor Ort. Am alten Standort in Zepernick gab es Restitutionsansprüche, so dass dort nichts mehr investiert wurde. Die Bedingungen waren katastrophal, die Patientenbeschwerden häuften sich, das Personal war unglücklich – so zog die Innere Medizin vor allen anderen in das noch unfertige Haus.
01. Januar 1996: Neuer Name für das Krankenhaus
Am 1. Januar bekommt das Bernauer Krankenhaus den Namen "Evangelisch-Freikirchliches Krankenhaus Bernau". Am 13. Juni 1996 erschien in der Presse die öffentliche Ausschreibung für die »Rohbauarbeiten« zu einem Gebäudeanbau mit dem »Zweck der baul. Anlage: Erweiterung zum Herzzentrum«.
Knapp einen Monat später, am 16. Juli, fand die feierliche Grundsteinlegung für den zweigeschossigen Anbau statt.
03.Juni 1993: Neubau wird geplant
„Jahrelang war das Krankenhaus in Bernau eine Katastrophen-Klinik: Da fiel ein Patient von der Trage, Unfallchirurgie operierte in Abstellräumen, die Gebäude baufällig. Damit soll nun Schluss sein. Im Herbst wird der Grundstein für ein neues 60-Millionen-Krankenhaus gelegt. Mit Segen der Landesregierung", schrieb BILD im April 1991.
Am 3. Juni verbreitete die Agentur ADN die Meldung: „Die Württembergische Versicherungsgruppe wird das neue Bernauer Krankenhaus bauen. Mit der Errichtung des 65-Millionen- Mark-Objektes soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Ein entsprechender Vertrag wurde gestern in Stuttgart unterzeichnet. Nach Fertigstellung soll das Krankenhaus, das für 240 Betten ausgelegt wird, zu ›günstigen Konditionen‹ an den Landkreis verpachtet werden, teilte
Landrat Dieter Friese mit. Die Württembergische Versicherungsgruppe werde als Investor und Auftraggeber gezielt brandenburgische Firmen zu den Arbeiten heranziehen."
Diese guten Nachrichten aus Bernau stimmten mit den sonstigen Nachrichten aus dem Gesundheitswesen so gar nicht überein. Aus Berlin wurde berichtet, dass die Abwanderung von Ärzten und Schwestern aus dem Ostteil des Landes und Berlins unvermindert anhalte.
Allein im östlichen Berlin fehlten 700 Schwestern, lebenswichtige Operationen mussten verschoben oder ganz abgesagt werden, Stationen wurden geschlossen, Patienten nach Hause geschickt. Auch in Bernau verließen drei Ärzte das Krankenhaus und im August 1991 demonstrierten Krankenschwestern und Ärzte hier für »Gleichen Lohn für gleiche Arbeit«.
Endlich sollten klare Aussagen getroffen werden, wann die Schwestern in den neuen Ländern die 100 Prozent Gehalt für die gleiche Arbeit wie in den alten Ländern bekommen, »damit wir wissen, ob sich das Hierbleiben lohnt«, wie ein Gewerkschafter sagte.
War das ehrgeizige Projekt eines neuen Krankenhauses Bernau durchaus ein gemeinsamer Beschluss aller Fraktionen des Bernauer Kreistages, so fanden doch die Planungen nicht die Zustimmung des Brandenburgischen Landtages.
Der hatte das Brandenburgische Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Frauen unter Ministerin Regine Hildebrandt mit der Ausarbeitung eines Krankenhausplanes für das Land beauftragt. Leider gingen die geplanten Bettenzahlen von Kreis und Land zunächst überhaupt nicht konform.
Vielmehr sollten dem neuen Krankenhausplan des Landes zufolge Stationen des Bernauer Krankenhauses schließen. Dagegen wehrten sich die Bernauer vehement. Der Bernauer Kreistag beauftragte Landrat Friese, gegen den Bettenplan Widerspruch einzulegen.
Die Sozialministerin Regine Hildebrandt reagierte auf den Widerspruch mit Empörung, hätte man doch den Bettenplan gerade wegen des Kreiskrankenhauses in Bernau besonders gründlich diskutiert.
Im Rahmen der Proteste hatte sich unter anderem in Bernau ein Aktionskomitee »Kind im Krankenhaus« gebildet, das um die Erhaltung einer qualifizierten stationären kinderärztlichen Betreuung in Bernau kämpfte. Das Thema Kinderabteilung sollte die Gemüter in den folgenden Monaten und Jahren noch mehrfach erhitzen. Eine klare Entscheidung für die Pädiatrie wurde in Potsdam erst im Mai 1993 getroffen.
20. Juni 1992: Grundsteinlegung des neuen Krankenhauses Bernau
Bevor der Grundstein gelegt werden konnte, mußte erst einmal einiges abgerissen werden, so auch die chirurgische Station und das Heizhaus.
Mit der Landesregierung in Potsdam gab es davor und danach einige Auseinandersetzungen was denn Landesbettenplan anging, Kreis und Land gingen hierbei nicht konform. Dem Land zu folge sollten eher Stationen in Bernau geschlossen werden.
Ungeachtet dessen fand am 20. Juni durch Landrat Dieter Friese und Dr. Hopp, Vorstandsmitglied der Württembergischen Versicherungsgruppe als Investor, die Grundsteinlegung für das neue Krankenhaus statt. An der Zeremonie nahm kein Vertreter der Landesregierung Potsdam teil.
Schließlich sei zeitweise diskutiert worden, die oberen zwei Stockwerke des Krankenhauses als Verwaltungsräume zu nutzen. Glücklicherweise siegte die Vernunft und das Krankenhaus, das auch heute schon wieder räumliche Engpässe aufweist, blieb in seiner Gesamtheit der Medizin erhalten, das Herzzentrum Brandenburg zog ein.
15. August 1989: Die erste Demonstration und ihre Folgen
Beflügelt von Glasnost und Prestroika zettelten Andreas Neue, der am Klinikum in der Pathologie als Präparator arbeitet, zusammen mit Udo Grzemba und Dr. Bernd Julian die erste nicht angemeldete Demonstration an, die vom Krankenhaus Bernau ausging.
Die Missstände dort hatten ein Ausmaß angenommen, das kaum noch zu ertragen war. Auf ein Bettlaken schrieben die drei Männer ihre Forderungen: warmes Wasser, funktionierende Heizungen, ausreichend Verbrauchsmaterial. Im Grunde wollten sie nur ein ganz normal funktionierendes Krankenhaus.
Mit fast 50 Mitarbeitern zogen die Männer unerschrocken vom Krankenhaus zum Rat des Kreises, um dort für bessere Bedingungen in der Patienten- versorgung zu demonstrieren. Große Reaktionen gab es nicht, aber auch die negativen Konsequenzen für ihren Aufstand blieben aus.
Andreas Neue ging mit der CDU in die Kommunalpolitik und an einem denkwürdigen Abend 1990 vor den Kreistagswahlen traf er sich mit Landrat Dieter Friese und beide notierten auf einem Bierdeckel, der Geschichte schrieb den "wahrscheinlich kürzesten Koalitionsvertrag der Welt": die SPD wollte das Gymnasium und die Sanierung der Schulen, die CDU wollte den Erhalt des Krankenhauses und seine Modernisierung.
So kam es denn auch nach den Wahlen: eine große Mehrheit quer durch alle Parteien stimmte für den Krankenhausersatzbau. Am Ende wurde statt eines Ersatzbaus gleich ein kompletter Neubau des Krankenhauses geplant. Doch die Planung lief aus dem Ruder.
Viel zu groß war das Gebäude, um nur der Gesundheit zu dienen. Aber wie der Zufall es wollte, kam es zu einer Begegnung mit Elimar Brandt (damaliger Direktor der Immanuel Diakonie), der einen neuen Standort für sein Herzzentrum Berlin-Buch suchte.
Und so kam es, dass der Gesundheitsstandort Bernau gerettet wurde.
08. September 1984: Weiterer Ausbau der Kinderstation
Die Kinderstation wird 1984 und 1987 weiter ausgebaut. Marita Nowak, die dort 44 Jahre lang als Kinderkrankenschwester gearbeitet hat, erinnert sich:
»Zwischendurch, von 1982 bis 1984, gab es keine Kinderstation, da wechselte ich in die Fürsorge. Nach zwei Jahren wurde die Station wieder geöffnet. Ich wollte dann erst ein paar Monate ins Krankenhaus Buch gehen, um mich wieder als Säuglingsschwester fit zu machen. Anderthalb Jahre bin ich dort hängen geblieben.«
Einige Zahlen geben Auskunft über die Leistungsfähigkeit des Krankenhauses Bernau in den 80er Jahren. 1984 verfügte das Krankenhaus über 281 Betten, behandelt wurden 6.506 Patienten, davon wurden 2.500 operiert. Es gab 24 Ärzte und die Zahl der Entbindungen belief sich auf 907.
1985 wurde die interdisziplinäre Wachstation eröffnet. Eine Station, auf der unter den damals modernsten Bedingungen Schwerverletzte sowie Erkrankte und Operierte in lebensbedrohlichem Zustand eine hochqualifizierte medizinische Betreuung erhielten. Bis März 1988 betreuten die Mitarbeiter dieser Station 1.000 Patienten.
Nach der Erweiterung des Operationstraktes und der Rekonstruktion der chirurgischen Abteilung wurde Anfang 1987 begonnen, die gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung zu modernisieren.
Diese Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass an vielen Stellen eine mangelhafte Bausubstanz die Arbeit des medizinischen Personals und den Aufenthalt der Patienten erschwerte. Die 70er und 80er Jahre waren geprägt von solidarischem und kollektivem Miteinander, von dem steten Bemühen, trotz eingeschränkter medizintechnischer Ausstattung die Patienten durch Einsatz und Einfallsreichtum gut zu versorgen.
Über die Qualität der Betreuung in Bernau gibt 1986 ein Beitrag der Zeitung »Deine Gesundheit « mit der seit 23 Jahren im Beruf arbeitenden Schwester Silvia Metzler Auskunft. Sie sagte: »Die Patienten behandle ich wie ein rohes Ei, weil ich, wenn ich selbst krank bin, auch so behandelt werden möchte.«
Auch in der Freizeitgestaltung wurde der Kollektivgedanke gepflegt und fand seinen Ausdruck in gemeinsamen Brigadeveranstaltungen, Jahresabschlussfeiern und Betriebsausflügen. Es wurde gemeinsam Sport getrieben, im Betriebschor gesungen und ins Theater gefahren. Noch heute geben dicke Brigadetagebücher Auskunft über die gemeinsamen Unternehmungen.
Das nahende Ende der DDR machte sich auch im Kreiskrankenhaus Bernau bemerkbar. Ärzte setzten sich in die Bundesrepublik ab. Die Qualität der Versorgung des Hauses mit notwendigen Ausrüstungen und Material ließ rapide nach.
Andreas Neue, der spätere Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Kreistag Bernau und Vorsitzende des Krankenhausausschusses, zog 1989 mit dem inzwischen verstorbenen Udo Grzemba, Dr. Bernd Julian und etwa fünfzig
Mitarbeitern vom Krankenhaus zum Gebäude des Rates des Kreises, um für das Krankenhaus warmes Wasser, funktionierende Heizungen und ausreichend Verbrauchsmaterial zu fordern. Sie wurden gehört, aber nicht mehr erhört.
01. März 1975: Viel Neues entsteht in den 70ern
Viel änderte sich mit der »neuen« Poliklinik, die im März 1975 in der ehemaligen Erweiterten Oberschule in der Breitscheidstraße eingerichtet wurde und in die bis auf wenige Ausnahmen die Einrichtungen aus der Bebelstraße einzogen.
Insgesamt praktizierten in den drei Geschossen des Hauses Allgemeinmediziner und Jugendärzte, ein Diplompsychologe, ein Neurologe und die Gemeindeschwester, die Abteilungen für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten
und die Arbeitstherapie.
Ein Nebengebäude beherbergte außerdem die Elektrotherapie, eine Moorküche und Behandlungsräume für Massagen und Packungen, einen Gymnastikraum und soziale Einrichtungen für die Mitarbeiter der Poliklinik. In den Räumen der »alten« Poliklinik hielt nach gründlicher Renovierung und entsprechenden Umbauten im März 1977 feierlich die neue Stomatologische Klinik Einzug.
Bereits 1974 war direkt neben dem Krankenhaus der sogenannte »Flachbau« entstanden. Er nahm unter anderem die Kinderambulanz und das Zentrallabor auf, Einrichtungen, die eng mit der Poliklinik zusammenwirkten. Kontinuierlich verbesserte sich auch der Personalbestand, wozu das Krankenhaus mit eigenen Leistungen beitrug.
Im Jahre 1970 zum Beispiel bildete es 42 Kranken-, Säuglings- und Kinderkrankenschwestern, medizinisch-technische Assistentinnen, Sprechstundenhilfen, eine Diätköchin und eine Stenotypistin aus. Um dem Krankenhauspersonal bessere Lebensbedingungen zu schaffen, baute man neben dem Krankenhaus ein Schwesternheim.
Eine Herausforderung waren die ständig steigenden Geburtenzahlen. Im Krankenhaus erblickten jährlich 300 bis 400 Babys die Welt. Hebammen sorgten mit regelmäßigen Hausbesuchen und Schwangerenberatungen für die Gesundheit der werdenden Mütter.
01. März 1972: Die Abteilung für Innere Medizin zieht nach Zepernick
Der Platz war knapp im Krankenhaus Bernau und so war man froh, als ab 1972 die Lungenheilstätte in Zerpenick sukzessive geschlossen wurde und die Innere Medizin, die zu Beginn dort 120 Betten auf vier Stationen sowie eine Infektionsstation umfaßte, in dieses Gebäude ausweichen konnte.
Die ehemalige Lungenheilstätte bot genug Platz auf mehreren Etagen, einen Aufzug allerdings gab es nicht. Die Lage war schön: Unbefestigte Wege, alles naturbelassen, viel gärtnerische Aktivitäten, sogar ein wenig Viehzucht. »Das muss eine herrliche Zeit gewesen sein als Lungenheilstätte«, schwärmt Dr. Knut Strewinski rückblickend auf die Anfangszeit der Inneren Abteilung in Zepernick.
Mit dem Umzug wurde das Haus in Zepernick um eine neue Auffahrt sowie Räume für EEG, EKG, Röntgen, Massage, Labor und für die Physiotherapie erweitert. Später kam auch ein Fahrstuhl hinzu. Dennoch machte die große Entfernung zum Haupthaus in Bernau die Notfallversorgung schwierig – eine Intensivmedizin gab es in Zepernick nicht, die technische Ausstattung war unzureichend. »Wenn’s hier einem dreckig ging, wurde es kritisch«, erinnert sich Dr. Strewinski. Auch die ärztliche Besetzung war schlecht. Die Ärzte kamen und gingen auch schnell wieder.
25. November 1960: Betriebsfest zum 50-jährigen Bestehen des Krankenhauses Bernau
Das Bernauer Krankenhaus feiert mit einem Betriebsfest im »Elysium« sein 50-jähriges Bestehen – es war möglich geworden, medizinisch, baulich und organisatorisch grundlegende Verbesserungen einzuführen. So wurden 1961 das Krankenhaus und die Poliklinik in der heutigen August-Bebel-Straße 26 zu einer Funktionseinheit zusammengefasst.
Bereits 1947 hatte man in der Villa des ehemaligen ersten Chefarztes des Bernauer Krankenhauses, Dr. Milbradt, diese Poliklinik unter Leitung des Krankenhauses eingerichtet. Ihre Möglichkeiten waren allerdings sehr begrenzt, da die Poliklinik kaum über eigene Ärzte verfügte. Mit dem Bau der »grünen Baracke« versuchte man, die angespannte räumliche Situation zu verbessern.
Die Patienten erhielten zu bestimmten Zeiten in der Woche Termine, an denen sie von Ärzten aus dem Krankenhaus Bernau und aus Buch versorgt wurden. Trotz Umbauten, Reparaturen und anderen Maßnahmen zur Verbesserung der Situation konnten diese Einrichtungen auf Dauer ihren Aufgaben nicht gerecht werden.
08. Februar 1952: Eröffnung einer Kinderstation in Bernau
Der Kinderarzt Dr. med. Wolfgang Duncker eröffnet 1952 eine Kinderstation in Bernau und berichtet:
»Ja, anfangs pendelte ich zwischen Buch und Bernau, dann bin ich ganz hierher gekommen und habe die Kinderstation mit 17 Betten aufgebaut. Manches war dabei schwierig, das war ja noch im alten Haus. Zwei Räume hatten keine direkte Belüftung, da musste oben ein Kanal nach außen gelegt werden mit einem Ventilator drin. Die Badewannen passten nicht rein, und viele weitere kleine Schwierigkeiten taten sich auf. Es war schon alles ein bisschen schlicht. Trotzdem hat es Spaß gemacht, man musste sich halt anstrengen, um Dinge durchzusetzen.«
»Die Poliklinik hatte manchmal bis zu 100 Kinder pro Tag in einer Sprechstunde. Die zog sich dann von vormittags 10 bis mindestens 16 Uhr und länger hin. Manchmal kamen Omas mit, die schwer von Begriff waren. Die dann von der entsprechenden Therapie zu überzeugen, das war schon schwierig. Damals in der DDR haben ja alle gearbeitet, Väter und Mütter.«
»Direkt gegenüber vom Krankenhaus stehen zwei Häuser. In dem rechten hinter der großen Fichte habe ich eine wunderschöne Wohnung gehabt, oben im ersten Stock. Fünf Zimmer für 170 Mark Miete.«
1957 enstand dann eine eigenständige gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung unter der Leitung von Dr. Marinow. Sie bestand aus 34 Betten. Dadurch konnten die Entbindungsstationen in den Landambulatorien geschlossen werden. 1955 konnten mit dem Bau eines Heizhauses grundsätzliche Probleme gelöst werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Heizung in den Kellerräumen unter den Op-Räumen befunden, die ständig unter übermäßiger Wärme und bei Kohleanlieferungen Staub und Lärm ausgeliefert waren. Aus den ehemaligen Kellerräumen enstand später eine Bäderabteilung.
17. April 1924: Mit Pferd und Wagen zur Blinddarm-OP
Erika Försterer, 1915 als Erika Hagebuch geboren, wird mit einem Pferdefuhrwerk zu einer Blinddarmoperation gefahren.
Wir schreiben das Jahr 1924. Gründonnerstag. Seit 14 Tagen hat Erika Hagebuch, das achtjährige Mädchen aus Schönwalde, Bauchschmerzen. Da entscheidet Dr. Raabe: "Es hilft nichts, auch auch wenn es kurz vor Ostern ist, Erika muss ins Krankenhaus nach Bernau und am Blinddarm operiert werden."
So spannt der Onkel das Pferd vor den Wagen und bringt die kleine Erika ins Krankenhaus. Dem besorgten Vater, der sein Kind vom Wagen ins Krankenhaus trägt, erklärt die diensthabende Schwester: "Was der Arzt sagt, ist maßgebend." Und so wird Erika am Karfreitag 1924 operiert.
Dann wird sie in ein Zimmer gebracht, in dem sich bereits drei Frauen liegen. Diese kümmern sich rührend um sie. Besonders Frau Frödicke freundet sich intensiver an. Auf deren Wunsch hin lernt sie ein Gedicht, das sie 87 Jahre lang nicht vergessen wird, das sich, so wie sie selbst sagt, "nahezu eingebrannt hat im Kopf und im Herzen."
Leider hat sie nie erfahren, wer eigentlich dieses Gedicht erdacht hat. Ohne Zögern und Stocken, aber mit Tränen in den Augen sagt sie das Gedicht auf:
Bist Du krank geworden//und willst geheilt sein,//dann musst Du in das Bernauer Krankenhaus hinein.//Da kommt die Schwester Gertrud//und nimmt Dich in Empfang//und steckt Dich in die Wanne und putzt Dich spiegelblank.//Dann sieht sie dir den Kopf nach,//ob er bewohnet ist,//
groß ist dann die Freude, wenn nichts zu finden ist.//Und hat sie was gefunden,//was darauf rummarschiert,//dann gibt’s ne Lausekappe mit Essig balsamiert.//Des Morgens ist Visite,//dann kommt der Herr Doktor.//Er sieht sich an die Kurve und nimmt das Abhörrohr.//Ja, bald kannst Du scheiden.//Ja, bald kannst Du gehen.//Ja, bald kannst Du Deine Lieben wieder sehn.//Hier in diesem Hause ist Trübsal nur und Schmerz.//Draußen in der Ferne schlägt freudig unser Herz.//Nun, Ihr lieben Kranken, sag ich Euch ade.//Bleibt bei dem Gedanken, es wird Euch besser geh’n.//Die Stunde wird bald schlagen,//da auch Ihr könnt sagen://Krankenhaus ade, auf Nimmer-Wiedersehen.
2008, 84 Jahre später, war Erika Försterer erneut Patientin im Krankenhaus Bernau. Zehn Tage lang. Sich daran erinnernd, sagt sie: "Die ärztliche Betreuung, die Verpflegung und die Pflege auf der Wachstation im Krankenhaus Bernau waren top."
22. April 1918: Das Bernauer Krankenhaus wird zum Kreiskrankenhaus
Im April 1918 wird das Bernauer Krankenhaus vom Kreis Niederbarnim übernommen und hatte damit den Status eines Kreiskrankenhauses.
Chronist Ernst Koch kommentierte die Übernahme mit den Versen:
Vor Jahren hatten wir geschaffen//Ein grosses städt’sches Krankenhaus//Wir zinslos Geld vom Kreise hatten//doch kamen stets Verluste raus. Seit Kriegsbeginn war es geworden// Ein gross’ Reserve=Lazarett.//Der Kreis hat es nunmehr erworben//Und zahlt das ausgelegte Geld,//das wir als Anleih’ erst erhielten;//so sind wir diese Schulden los.//Gewinne wir hier nie erzielten,//nur Defizite gab es bloss. Doch bleibt es uns’rer Stadt erhalten.//Die Last wird anders jetzt verteilt.//Der Kreis wird fortan es verwalten.//Ihm bleibt es nun für allezeit.//Und nach und nach ist es geschehen,//da übernahm der Kreis, dann auch//die Krankenhäuser and’rer Städte.//Kreiskrankenhäuser sind jetzt Brauch.
01. Januar 1917: Das Bernauer Krankenhaus als Reservelazarett
Der Krieg begann in Bernau wie überall in Deutschland. Man begrüßte ihn begeistert. Unter anderem hatte der Vaterländische Frauenverein in Brandenburg 1915 zu Spenden für einen Feldkrankenwagen aufgerufen, eine Art fahrendes Lazarett für die Front.
Im Bernauer Schützenhaus wurde das erste Lazarett eingerichtet. Ein zweites Lazarett für Hals- und Ohrenleiden entstand im Restaurant Elysium. Betreut wurde es von Dr. Ritter aus Berlin.
Im dritten Kriegsjahr war die Kriegsbegeisterung bei weitem nicht mehr so groß. Die Nachrichten von der Front waren schlecht, die Lebensmittelzuteilungen wurden immer kärglicher.
Der Aufruf zu einer freiwilligen Pockenimpfung anno 1917 hob die Stimmung ebenfalls nicht. Für die Verstorbenen aus den Bernauer Lazaretten wurde hinter der Kapelle des neuen Friedhofes ein Heldenfriedhof eingerichtet.
20. Juni 1910: Eröffnung des Krankenhauses Bernau
Am 20. Juni 1910 wird der Neubau durch den ärztlichen Direktor Dr. Milbradt eröffnet.
„Dasselbe hat sechzig Betten. Dieser moderne Bau mit vornehm ruhiger Putzfassade, den ein schmuckes rotes Ziegeldach krönt, liegt unmittelbar in der Nähe der Stadt auf einem hochgelegenen gegen 12 Morgen großen, von der St. Marienkirche erworbenen Terrain, an der Chaussee, die nach Lanke führt, mit großem Vorgarten.
In dem Krankenhaus befinden sich vier Krankenzimmer mit je vier Betten, sieben Krankenzimmer mit je zwei Betten und drei Zimmer für Kranke erster und zweiter Klasse mit je einem Bett, fünf im Dachgeschoß untergebrachte Reserve-Krankenzimmer und drei Isolierzellen, ein mit Hilfsmitteln aller Art ausgestatteter Operationssaal, ein Laboratorium und ein großer Saal zum gemeinsamen Aufenthalt.
In jeder Etage sind ferner vier Tagesräume und zwei große Bäder für verschiedene Krankheiten untergebracht. Außerdem befinden sich im Hauptgebäude Wohnungen für Krankenschwestern, Krankenwärter und sonstiges Personal. Die Küche liegt im Erdgeschoß, die Speisen werden durch Aufzüge nach den oberen Etagen befördert. Alle Räume sind hoch und luftig, auch äußerst hell.
Das Gebäude hat Zentral-Niederdruck-Dampfheizung, auch vollständige Be- und Entwässerung. Auf dem Krankenhausgrundstück befinden sich außer dem Hauptgebäude noch ein Infektionshaus und eine Leichenhalle. Zur Erholung für die Kranken ist ein großes Terrain parkartig angelegt. Einen schönen Ausblick hat man von den seitwärts angebrachten Balkons, die als Liegehalle für die Kranken dienen. Hier können sich diese recht erholen, an der Natur erbauen und neue Lebenshoffnung schöpfen.
Vor sich erblickt man in Baumgrün eingehegt die alte Hussitenstadt mit ihren Türmen und Wällen, in der Ferne Börnicke mit dem Schloß der Familie v. Mendelssohn-Bartholdy, an den Seiten reizende märkische Landschaftsbilder, auch das alte St. Georgen-Hospital mit seiner kleinen historischen Kapelle. Die Gesamtkosten des Krankenhauses, einschließlich des Grunderwerbs, belaufen sich auf ca. 335.000 M.
Der Entwurf stammt vom Regierungs- und Kreisbaumeister Kleemann (Berlin).“
So steht es in dem 1911 erschienenen bebilderten Führer mit dem Titel „Bernau bei Berlin in Wort und Bild“.
15. Februar 1907: Das Krankenhaus Bernau soll gebaut werden
Die Stadtväter von Bernau beschließen am 15. Februar 1907 den Bau eines Krankenhauses. Für den Neubau verpflichteten sie den etablierten Regierungs- und Kreisbaumeister Kleemann aus Berlin. Der Kostenaufwand sollte höchstens 200.000 Mark betragen und das Krankenhaus mindestens vierzig Betten haben, die vom Kreis bezuschußt werden. Nur wenige Monate nach dem 15. Februar begannen die Verhandlungen mit der Kirche um den Kauf von Grund und Boden.
Mit Datum vom 17. Mai 1907 schrieb der Gemeindekirchenrat an den Magistrat: "Auf die Anfrage vom 8. des Monats - J- Nr. 3205 - erwidern wir ganz ergebenst, dass wir nicht abgeneigt sind, der Stadtgemeinde Bernau zur Erbauung eines Krankenhauses links von der Ladeburger Chaussee ein Terrain von etwa zehn Morgen für einen angemessenen Kaufpreis zu überlassen. Wir sehen zur weiteren Beschlussfassung und zur Beantragung der Genehmigung des Königlichen Konsistoriums der Überreichung einer katasteramtlichen Zeichnung und eines Angebots entgegen."
Im selben Jahr begannen auch die Verhandlungen zur Finanzierung des Projekts. Bereits mit Schreibmaschine geschrieben ist der sieben Abschnitte umfassende Vertrag des Kreisausschusses des Kreises Niederbarnim und des Magistrats der Stadt Bernau vom 9. November 1907, in dem unter §1 zu lesen ist:
"Die Stadtgemeinde Bernau erbaut auf ihre Kosten ein der öffentlichen Krankenpflege dienendes, mindestens 40 Betten enthaltendes Krankenhaus. Unter der Voraussetzung der Erfüllung der in §§ 3,4 und 6 angegebenen Bedingungen beteiligt sich der Kreis an den Gesamtkosten mit einem zinsfreien Darlehen in Höhe der Hälfte dieser Kosten bis zum Höchstbetrage von 115.000 M (in Worten Einhundertfünfzehntausend Mark), welches unkünbar ist, solange das Haus den Zwecken der Krankenpflege dient und solange die Stadtgemeinde Bernau dem Kreise angehört..."
Unter §3 wird festgelegt: In dem Krankenhaus sind "Kranke jeder Art ohne Rücksicht auf die Konfession aus den zum Kreise Niederbarnim gehörenden Ortschaften unter den gleichen Bedingungen aufzunehmen, wie solche aus der Stadt Bernau aufgenommen werden"
§ 4 bestimmt: "Die Leistungen des Krankenhauses sollen bestehen in der Gewährung eines, allen Anforderungen der modernen Hygiene entsprechenden Unterkommens, ärztlicher Behandlung, Lieferung der erforderlichen Medikamente und Verbandsstoffe, sowie der Benutzung aller zur Krankenbehandlung bestimmten Apparateund Einrichtungen der Anstalt nach ärztlicher Verordnung, voller, den ärztlichen Verordnungen entsprechender körperlicher Verpflegung und vollständiger Bekleidung während des Aufenthalts im Krankenhaus"
Und im § 6 heißt es, dass das Bauprojekt, die Geschäftsordnungen des Kuratoriums und der Anstalt sowie die Festsetzung und eventuelle Abänderungen der Verpflegungssätze "der Genehmigung des Kreisausschusses bedürfen".