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11.11.2016

Das war der 24. Tag des Herzzentrums – Neue Chancen für gebrechliche Herzpatienten

Am 5. November 2016 war es wieder so weit: beim 24. Tag des Herzzentrums erlebten rund 450 Gäste vor Ort und Tausende via Internet Übertragungen von Eingriffen am Herzen live aus dem Herzzentrum Brandenburg.

Aus dem Hybrid-Operationssaal wurde eine Operation am offenen Herzen gezeigt, bei der die Herzchirurgen die verkalkte Herzklappe durch eine Prothese ersetzten

Die Kardiologen zeigten einen Klappe-in-Klappe Eingriff, bei dem in Kathetertechnik eine neue Herzklappenprothese in eine abgenutzte implantiert wurde

Ministerin Diana Golze lobte das Engagement des Immanuel Klinikums Bernau Herzzentrum Brandenburg

Der 24. Tag des Herzzentrums am 5. November 2016 lockte rund 450 Gästen in die Aula des Paulus-Praetorius-Gymnasiums sowie Tausende Zuschauer zu den Live-Streams im Internet und auf Facebook. Sie sahen auf eindrückliche Weise wie interdisziplinär eng abgestimmt Herzchirurgen, Kardiologen, Anästhesisten und Pflegekräfte im Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg Eingriffe am Patienten zusammen durchführen – in speziell dafür entwickelten hochmodernen Hybridsälen.

Bei zwei Herzeingriffen, die live aus dem Herzzentrum auf LED-Großleinwand in hochauflösender 4K-Qualitität übertragen wurden, erlebte das Publikum, wie viele Hände den Patienten gleichzeitig versorgen und wie perfekt jeder Griff sitzen muss. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Thema „Wie viel wagen? Der gebrechliche Herzpatient“.

Auch Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze war zu Gast und zeigte sich beeindruckt: „Es ist eine absolut einmalige Leistung in unserem Land, Jahr für Jahr in so großer Zahl Menschen an einem Samstagvormittag hierher zu bewegen, um das Neueste auf kardiologischem und kardiochirurgischem Gebiet in verständlicher Form anschaulich zu vermitteln. Damit präsentiert das Herzzentrum Brandenburg nicht nur seine Leistungsfähigkeit, sondern betreibt ganz nebenbei Gesundheitsaufklärung im besten Sinne.“

Ministerin Golze lobt Engagement in Gesundheitsversorgung und Ausbildung

Golze hob in ihrem Vortrag hervor, dass das Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg die herzmedizinische Versorgung in der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg auf hohem Niveau wesentlich mitsichere.

Sie lobte zudem das zusätzliche Engagement des Krankenhauses in der ambulanten Gesundheitsversorgung der Region sowie in der Ausbildung von Fachkräften an der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB). Die MHB betreibt einen Reformstudiengang, in dem Theorie und Praxis von Anfang an miteinander verzahnt sind und die Studierenden anhand von Krankheitsbildern die medizinischen Zusammenhänger erlernen.

Die Studierenden werden nicht nach Numerus Clausus, sondern in einem aufwändigen, mehrstufigen Verfahren nach persönlicher und fachlicher Eignung ausgewählt. Vom ersten Tag an lernen sie somit am Patientenbett in den Trägerkliniken, zu denen auch das Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg gehört. Die Chefärzte des Herzzentrums sind zugleich berufene ordentliche Professoren der Hochschule. Die Immanuel Diakonie finanziert jedes Jahr Stipendiaten, die in Bernau und Rüdersdorf nach Studienende verbindlich als Ärztinnen und Ärzte arbeiten werden und somit nachhaltig die Versorgung der Brandenburger Patienten in Zukunft sicherstellen werden.

Univ.-Prof. Dr. med. Johannes Albes, Chefarzt der Herzchirurgie, erklärte, dass mit einem gesunden Lebenswandel jeder selbst viel tun könne, um Gebrechlichkeit und Herzkrankheiten vorzubeugen. Die Medizin stelle sich zugleich immer besser auf schonende Therapien für die wachsende Zahl gebrechlicher Patienten in einer alternden Gesellschaft ein. „Die Herausforderung ist, genau zu definieren, welche Faktoren Gebrechlichkeit ausmachen. Das ist notwendig, um das individuelle Risiko des Patienten bestimmen und das für ihn am besten geeignete Verfahren in enger Abstimmung zwischen Kardiologie, Herzchirurgie und Anästhesie auswählen zu können“, sagte Prof. Dr. med. Albes.

Live dabei: Gefäßverkalkung entfernt und Aortenklappe ersetzt

Wie die Herzmediziner in Bernau Dank schonender Methoden inzwischen auch gebrechlichen Herzpatienten Lebensjahre schenken können, zeigten die beiden live übertragenen Eingriffe. Im Hybrid-Herzoperationssaal wurde zunächst ein 76-jähriger Patient wegen einer hochgradig verengten Ausflussöffnung an seiner Aortenklappe operiert. Mithilfe modernster bildgebender Verfahren auch für den Laien deutlich erkennbar war die dicke Kalkschicht an der Gefäßwand und der sichtlich deformierten Klappe.

Bei teilgeöffnetem Brustkorb schliff Dr. med. Thomas Claus, Oberarzt der Herzchirurgie, die Verkalkungen ab und entfernte vorsichtig die anfallenden Kalkbrösel. „Sonst wandern die Brösel und können einen Infarkt im Gehirn auslösen“, erläuterte Claus. Anschließend setzte das Team dem Patienten einen biologischen Aortenklappenersatz aus Rindergewebe ein und nähte diesen mit vielen Fäden an. Zusätzlich stabilisierten die Mediziner ein Aneurysma der Hauptschlagader durch eine Außenhülle. Dr. med. Claus und Prof. Dr. med. Albes waren stets im Dialog und erklärten den Zuschauern jeden Schritt der Operation anschaulich und allgemeinverständlich.

Valve-in-Valve: Der erste „Schuss“ muss sitzen

Beim zweiten Eingriff, einer komplizierten und noch seltenen TAVI (kathetergestützte Aortenklappenimplantation), setzte Kardiologe Frank Hölschermann einem 82-jährigen Mann einen Aortenklappenersatz in eine bereits vorhandene Mitralklappenprothese ein. Die biologische Prothese zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer war nach 17 Jahren undicht geworden. Dem Patienten blieb durch diesen Kathetereingriff der für ältere Menschen besonders belastende Anschluss an die Herz-Lungen-Maschine erspart.

Ein Herzchirurg setzte im Hybrid-Herzkatheterlabor zwischen den Rippen einen präzisen Schnitt direkt über der zuvor mit Ultraschall lokalisierten Herzspitze. Der Kardiologe schob durch diese Öffnung eine Katheterführung bis zur Mitralklappe. Durch die Führung hindurch platzierte er anschließend die auf einem Draht sitzende 29 Millimeter große, krönchenförmige Aortenklappe in das schlagende Herze bis in die Mitralklappenprothese – ein sogenanntes „Vale-in-Valve“-Verfahren, zu Deutsch: Klappe in Klappe. „Das erfordert höchste Präzisionsarbeit. Der erste ‚Schuss‘ muss sitzen“, erklärte Univ.-Prof. Dr. med. Christian Butter, Chefarzt der Kardiologie, der den Eingriff moderierte.

Der 24. Tag des Herzzentrums machte deutlich: Die Investitionen des Herzzentrums Brandenburg in modernste Medizintechnik – einen Hybrid-Herzoperationssaal und ein Hybrid-Herzkatheterlabor – erlauben der Herzchirurgie und der Kardiologie so eng wie nie zuvor zusammenzuarbeiten und die Patienten so noch besser und schonender zu behandeln.

Besucher: Vertrauen in das Herzzentrum gewonnen

Die Besucher des 24. Tag des Herzzentrums – unter ihnen auch zahlreiche Ärzte und Pflegekräfte, die die Live-Herzeingriffe als Fortbildung nutzten – zeigten sich beeindruckt. „Die übertragenen Operationen sind einmalig“, sagte Margit Schmidt aus Berlin. „Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie aufwändig und exakt die Operateure arbeiten müssen.“ Ihr Mann Klaus, selbst Herzpatient, ergänzte: „Wenn ich selber mal eine Operation bräuchte, würde ich hierher kommen. Ich habe sehr viel Vertrauen in das Herzzentrum gewonnen. Eine gute Veranstaltung, ich würde immer wieder kommen.“

Diana Buntrock, Krankenschwester auf der Intensivstation des Immanuel Klinikums Bernau, wollte sehen, wie ihre Patienten genau behandelt werden: „So nah dran am Geschehen bin ich sonst nicht. Ich will besser verstehen, was die Herzmedizin heute alles kann und diese Kenntnisse unter das Volk bringen, damit die Leute wissen, sie sind hier gut aufgehoben. Das ist wichtig, weil viele denken, Krankenhäuser seien nur noch eine Maschinerie zum Geld machen. Sie sollen wissen, es gibt noch Häuser, wo der Patient im Vordergrund steht.“

Mit dem aktuellen Bau eines Erweiterungsgebäudes investiert das Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg zurzeit 26 Millionen Euro in die Gesundheitsversorgung der Brandenburger und Berliner. „Wir machen das wie immer dem Leben zu liebe“, betonte Udo Schmidt, Geschäftsführender Direktor des Trägers Immanuel Diakonie, zum Abschluss des 24. Tags des Herzzentrums.

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